Fußball - AktiveSteffen Steinle | 22.07.2020
Neuer Saisonmodus in der Landesliga

Neuer Saisonmodus in der Landesliga

Nach der Hinrunde wird die Liga in eine Meister- und Abstiegsrunde aufgeteilt.

Biberach / sz - 28 statt 38 Spiele: Die Fußball-Landesliga-Staffel IV absolviert die Saison 2020/21 mit einem modifizierten Spielsystem. Damit reagiert der Württembergische Fußballverband (WFV) auf die Größe der Liga, die nach dem Abbruch der vorherigen Saison auf 20 Mannschaften angewachsen war. Wie der WFV am Dienstag mitteilte, wird es ausnahmsweise eine Meister- und Abstiegsrunde geben. Dies habe der WFV-Beirat am Montagabend in einer Videokonferenz beschlossen. Von dieser Ausnahmereglung ist neben der Landesliga-Staffel IV auch die Bezirkliga Bodensee betroffen.

Nach Angaben des WFV findet in den beiden Ligen zunächst eine Einfachrunde statt, im Anschluss werden Meisterrunden (Play-offs) und Abstiegsrunden (Play-downs) auch jeweils in Einfachrunden gespielt. Für die Teilnahme an der Meisterrunde qualifizieren sich die zehn bestplatzierten Mannschaften; an den Abstiegsrunden nehmen alle übrigen Mannschaften teil. Sämtliche Ergebnisse aus den Qualifikationsrunden (Punkte und Tore) werden in den Meister- und Abstiegsrunden berücksichtigt.

"Mit dieser Anpassung des Spielsystems trägt der Verbands-Spielausschuss dem überwiegenden Wunsch der Vereine in der jeweiligen Staffel Rechnung", schreibt der WFV. Im südlichen Württemberg bestehe zudem die Gefahr eines strengen Winters, was für eine lange Saison mit 20 Mannschaften und 38 Spieltagen ein zusätzliches Risiko berge. Der geänderte Spielmodus führe zu einer Verkürzung auf 28 Spieltage.

WFV-Sprecher Heiner Baumeister verriet auf Anfrage der "Schwäbischen Zeitung", dass die nun beschlossene Sonderregelung für die Landesliga IV und die Bezirksliga Bodensee in den Gremien durchaus kontrovers diskutiert wurde. Er könnte sich durchaus vorstellen, dass das Modell künftig auch in anderen Staffeln zum Einsatz kommen könnte. "Das ist auf jeden Fall denkbar. Es geht jetzt vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln und zu schauen, ob das System funktioniert." Dass sich nach der Entscheidung auch noch andere Staffeln schon zur kommenden Saison für ein Modell wie in der Landesliga IV aussprechen, sei zwar möglich, aber nicht gewünscht. "Wir halten das normale Saisonmodell in den meisten Staffeln für machbar, auch wenn die Belastung deutlich größer sein wird", sagt Baumeister.

Auch eine Änderung bei der Abstiegsregelung beschloss der WFV-Beirat am Montag. In den Spieljahren 2020/21 und 2021/22 gilt bei Staffeln mit mehr als 18 Vereinen laut WFV "eine Ausdehnung des verschärften Abstiegs über einen Zeitraum von zwei Spieljahren". Dies betrifft somit auch die Landesliga-Staffel IV mit ihren 20 Mannschaften. Einzelheiten darüber dürften die Vereine beim Staffeltag kommende Woche erfahren.

Bei den Landesligavereinen in der Region sehen die meisten Vertreter das neue Spielsystem positiv. "Wir haben uns eindeutig ohne lange zu überlegen für die einfache Runde ausgesprochen", sagt Ernst Weiß, Spielleiter beim Aufsteiger SV Dettingen. 38 Spiele in einem solch kurzen Zeitraum auszutragen wäre seiner Ansicht nach "fast nicht tragbar" gewesen. Dazwischenkommen hätte dann überhaupt nichts mehr dürfen, so Weiß. Egal ob Wintereinbruch oder Corona-bedingte Auswirkungen. Wäre an der Doppelrunde festgehalten worden, hätten die Dettinger vor allem mögliche Nachholspiele unter der Woche auf fremden Platz beschäftigt – beispielsweise ins 100 Kilometer entfernte Albstadt, um eines der ungünstigeren Szenarien zu nennen. "Das war natürlich unser größter Einwand gegen eine normale Runde", sagt Weiß. Deshalb sei man im SVD-Lager nun froh, dass der WFV diese Entscheidung getroffen habe. Wohlwissend, dass es dadurch aller Voraussicht nach weniger Derbys gibt.

Ähnlich äußert sich Frank Jerg, Spielleiter beim SV Mietingen. Der SVM habe sich ebenfalls für die Einfachrunde mit anschließendem Gruppenmodus ausgesprochen. Abgesehen davon, dass 38 Spiele "heftig" gewesen wären, habe bei diesem Votum das Thema Kunstrasen den Ausschlag gegeben, erklärt Jerg. Eine solchen habe der SV Mietingen schließlich nicht, weshalb es aus Mietinger Sicht unwahrscheinlich gewesen wäre, alle 19 Heimspiele wie geplant austragen zu können. Nachholspiele unter der Woche seien mit Studenten und Schichtarbeitern ohnehin immer eine Herausforderung. "Deshalb hat sich auch die Mannschaft für die Einfachrunde ausgesprochen", berichtet Jerg. "Wir finden es gut, dass sich der WFV so entschieden hat". Der Gruppenmodus habe aber auch zur Folge, dass in der Abstiegsrunde "jedes Spiel ein Endspiel wird".

Beim SV Ochsenhausen könnte man "grundsätzlich mit beiden Systemen leben", erklärt Fußball-Abteilungsleiter Albrecht Biechele. Aus "sportlicher Sicht" habe sich der SVO aber für eine gewohnte Doppelrunde ausgesprochen. Biechele begründet dies mit der Abstiegsrunde. Dort könnten dann im Kampf um einen der wenigen Plätze für den Klassenerhalt Mannschaften wie der FV Ravensburg II oder die TSG Balingen II auftauchen, die in der Rückrunde erfahrungsgemäß (personell) stärker auftreten. Für den SV Ochsenhausen sei die getroffene Entscheidung aber in Ordnung, betont Biechele: "Zumindest hat der neue Modus den Vorteil, dass der Spielplan ein bisschen entzerrt ist."

Von Entzerrung spricht auch Stefan Buck, Sportlicher Leiter beim FV Bad Schussenried. Man habe sich eindeutig für die Reduzierung auf 28 Spiele mit Play-offs und -downs ausgesprochen. Der ausschlaggebende Grund seien aber weder der fehlende Kunstrasenplatz noch die häufigen Mittwochspieltage gewesen. "Wir wollten einfach einen Puffer haben, falls wieder irgendwelche Probleme mit dem Corona-Virus auftreten sollten. Egal ob dieser bundesweit oder lokal begrenzt wäre."

Auch der FV Biberach hat sich für den vorgelegten Modus entschieden. Der Grund ist laut Sportvorstand Michael Münch hauptsächlich in der geringeren Belastung der Spieler zu sehen. Zudem seien die Mittwochsspiele etwa in Straßberg oder Balingen doch kein Zuckerschlecken. "Mit dieser Variante können wir besser leben als mit einer vollgestopften Runde mit 38 Spielen bis zum 20. Juni." Auch für mögliche neu auftretende Corona-Probleme habe man Platz geschaffen, um ausweichen zu können.

Der FV Olympia Laupheim vertritt eine andere Meinung und hätte gern die Doppelrunde gespielt. "Rein aus sportlicher Sicht wäre das nach unserer Auffassung die bessere Lösung gewesen", sagt Spielleiter Stefan Rampf. Vor allem deshalb, weil nach Einteilung in Meister- und Abstiegsrunde doch bei einigen Vereinen Langeweile droht. "Spiele um die goldene Ananas kommen jetzt vermutlich häufiger vor. Aber letztlich respektieren wir diese Entscheidung und werden versuchen mit einem guten Punktepolster in die Play-offs zu kommen."

Quelle: www.fupa.net

Nach der Hinrunde wird die Liga in eine Meister- und Abstiegsrunde aufgeteilt.